Eine erste Auswertung zum Corona-Krisenmanagement des Bundes liegt vor. Sie umfasst den Zeitraum bis im Sommer.
Mit grossem Interesse haben wir den Bericht gelesen, auch im Hinblick auf eine unabhängige Untersuchung, wie wir sie von Frühling2020 fordern. Grundsätzlich ist er ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Transparenz bezüglich des COVID-19-Krisenmanagements.
Eher konsterniert haben wir jedoch festgestellt, dass der Bericht die entscheidenden Fragen bzw. Vorschläge für mögliche Strategieänderungen grossräumig umschifft.
Mit wahrscheinlich fatalen Auswirkungen für die ganze Volkswirtschaft und Gesellschaft.
Wir sehen zwei Hauptpunkte, die die Aussagekraft des Berichtes schmälern:
1) die Umfrage richtete sich fast ausschliesslich an bisher mit der Pandemieverwaltung involvierte Personen. Ein kritischer Aussenblick fehlt fast gänzlich.
2) der Bericht äussert sich nicht zur wissenschaftlichen Vorgehensweise und welche konkreten, praxisbezogenen Entscheidungsgrundlagen für ein adäquates Management aussahen (Risikoanalyse; Studien zur moderaten Gefährlichkeit von COVID-19; Berechnungsweise der benötigten Spitalbetten; Gesamtsterblichkeit; Einschätzung und Peer-Review der Testung und Festlegung von Ct-Zyklen).
Im Bericht werden de facto Wuhan, Italien und unreflektierte "Fallzahlen" als Begründung aufgeführt, die den bis heute andauernden Pandemiemodus rechtfertigen. Fallzahlen, die mit Tests willkürlich generiert werden.
Dies obwohl viele renommierte Fachpersonen schon länger auf die PCR-Problematik und die damit verbundenen (falschen) Fallzahlen hinweisen. Hat man diese kritischen Stimmen angehört und eine breitabgestützte Diskussion geführt?
Gemäss Bundesverfassung müsste eine vertiefte Auswertung der Abläufe zudem aufzeigen, dass und wie die Verhältnismässigkeit kontinuierlich überprüft worden ist. Auch hier fehlen essentielle Informationen, bzw. erfolgt wiederum nur ein Hinweis auf den Verlauf von (absoluten) Fallzahlen, die in kein Verhältnis gesetzt werden.
Zwar lautete der Auftrag für die Auswertung:
«Wie hat das Krisenmanagement der Bundesverwaltung innerhalb der verschiedenen Themenblöcke während der Covid-19-Pandemie organisatorisch funktioniert?».
Doch wie hilfreich ist es, ein Krisenmanagement auszuwerten, wenn die Instrumente zur Feststellung einer Pandemie von der Evaluation ausgeschlossen bleiben?
Die Wissenschaft wird im Bericht auf S. 24 bezeichnenderweise als die "sperrigste" von allen Akteuren dargestellt. Diejenigen Fachleute, die am ehesten die medizinische und epidemiologische Erfahrung mitbringen zur Einschätzung einer Pandemie. Sie werden im Bericht in einem ganz kurzen Abschnitt abgehandelt und die Zusammenarbeit als konfliktbehaftet und von Misstrauen geprägt beschrieben.
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Wörtlich heisst es am Schluss dieses Kapitels: "mit der Schaffung der Swiss National Covid-19 Task Force wurde die Wissenschaft besser eingebunden, und die Zusammenarbeit verbesserte sich."
Gründe für die schwierige Zusammenarbeit als auch das "Funktionieren" der Zusammenarbeit mit der später gegründeten Taskforce werden keine genannt. Doch genau hier wäre möglicherweise Handlungs- und Anpassungsbedarf.
Nach dem Lesen des Berichtes hat man den Eindruck, dass sich ein Verwaltungsapparat und ein politisches System in den vergangenen Monaten - wahrscheinlich unbewusst - im Elfenbeinturm eingekapselt hat. So kann die Auswertung nur noch das beschreiben, was man sich im Turm in den letzten Monaten erzählt hat.
In diesem Sinne kann das für die Einleitung des Berichtes gewählte Zitat auch ganz anders verstanden werden. Nämlich, dass sich das Desaster vor allem auch im Inneren des Turms abgespielt hat:
«Wie genau verläuft ein Desaster, wenn es erst einmal seinen Lauf genommen hat? Eine Flut von schlimmen Nachrichten überschwemmt und verdirbt den Gleichmut des Einzelnen, bevor nur ein Tropfen des Unheils ihn selber trifft.
Er glaubt also, dass das Desaster im Grunde nur aus Nachrichten besteht, und will nichts mehr davon hören. Doch im selben Moment, da er an das Desaster nicht mehr glauben kann, ist es endlich bei ihm angekommen.» Botho Strauss
Fazit:
für eine neutralere, unabhängigere Auswertung müsste der Mut aufgebracht werden, die wissenschaftlich, sozial, wirtschaftlich und ethisch relevanten Fragen zu stellen.
Wie dies gehen könnte, zeigen die Autoren Konstantin Beck und Werner Widmer in ihrem Buch auf: Corona in der Schweiz - Plädoyer für eine evidenz-basierte Pandemiepolitik (kostenloser Download des Buches möglich).
Lesen Sie dazu auch den Artikel im Zeitpunkt.